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BPMN 2.0 Modellierungskonventionen

Die Konventionen sind als eine Richtliniensammlung zu betrachten, die dem Modellierer eine Hilfestellung bieten, um eine gute Qualität der Prozessmodelle zu gewährleisten. Sie haben einen empfehlenden Charakter und können an die jeweiligen Unternehmensbedürfnisse angepasst werden.

Konventionen zum Prozessmodell

Konvention Erläuterung
Visualisiere den Anfang und alle Enden des Prozesses Es empfiehlt sich für jeden Prozess seinen Beginn und alle seine möglichen Endzweige durch ein Ereignis zu kennzeichnen.
Übertreibe nicht mit dem OR-Gateway Das OR-Gateway (inklusives ODER) sollte so selten wie möglich verwendet werden. Die in komplexen Prozessen stattfindende Synchronisation von OR-Pfaden könnte für Verwirrung und falsche Interpretation des Ablaufs sorgen.
Definiere einen Standardfluss bei komplexen Fallunterscheidungen Bei Fallunterscheidungen mit einer komplexen Frage, bei der nicht alle Antworten sicher und explizit voraussagbar sind müsste immer ein Standardfluss definiert werden, der dann zu nehmen ist, wenn alle anderen Alternativen nicht in Frage kommen.
Verwende das komplexe Gateway bei eigendefiniereten Regeln bei der Zusammenführung von Flusszweigen Wenn bei einer Zusammenführung von verzweigten Flüssen die in der BPMN 2.0 spezifizierte Semantik nicht ausreicht, kann das zusammenführende komplexe Gateway verwendet werden, um eigene Joinregeln zu definieren. Für die Verzweigung von Flüssen sollte das komplexe Gateway hingegen nie benutzt werden.
Nutze Gateways und nicht bedingte Flüsse Nach Möglichkeit sind immer Gateways anstatt von bedingten Flüssen einzusetzen.
Platziere immer eine Prüfaufgabe vor ein verzweigendes XOR- bzw. OR-Gateway Vor jedem verzweigenden Gateway mit Fallunterscheidung sollte immer eine Prüfaufgabe vorhanden sein, deren Ergebnis eine Entscheidung bietet, welcher der folgenden Prozesspfade durchlaufen werden muss.
Nutze Ereignisse um Meilensteine im Prozess zu markieren Es ist sinnvoll, Ereignisse nicht nur für die Prozesssteuerung zu benutzen, sondern auch um Meilensteine im Prozessverlauf zu markieren.
Modelliere den Nachrichtenversand mit einer Aufgabe und nicht einem Ereignis Der Nachrichtenversand sollte immer als eine Aufgabe und nicht als ein auslösendes Ereignis modelliert werden.
Nutze das Fehlereignis nur bei Vorkommnissen, die zum Prozessabruch führen Bei Fehlerereignissen ist Obacht geboten. Nur betriebswirtschaftlich schwerwiegende Vorkommnisse, die zu einem Abbruch des Prozesses führen können, wenn sie nicht behandelt werden, sind als Fehler zu modellieren.
Verwende keine Mehrfachereignisse Mehrfachereignisse sollten nie verwendet werden, da sie nur wenig intuitiv sind.
Kennzeichne den Anfang und das Ende auch bei Teilprozessen Auch Teilprozesse sollten Start- sowie Endereignisse enthalten, damit keine Verwechslung mit Ad-hoc-Prozessen stattfinden kann.
Verwende das Eskalationsereignis für Nachrichten vom Teil- zum Oberprozess Falls eine Nachricht vom untergeordneten Teilprozess an den ihn umgebenden Oberprozess geschickt werden muss, empfiehlt sich hierfür die Verwendung eines Eskalationsereignisses.
Modelliere den Prozess im Pool aus Sicht des prozesssteuernden Beteiligten Der Prozess sollte in einem Pool aus der Sicht desjenigen Beteiligten modelliert werden, der auch den Verlauf in diesem Prozess steuert. Gibt es mehrere Beteiligte, die unabhängig voneinander agieren, sollte der Prozess in mehrere weitere Prozesse aufgespalten und jeder von ihnen im jeweils eigenen Pool gestaltet werden. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Prozessen muss dann entsprechend mit Nachrichtenflüssen zwischen den Pools in einem Kollaborationsdiagramm abgebildet sein.
Nutze zugeklappte Pools um externe Beteiligte aufzuzeigen Falls Interaktionen zu externen Prozessbeteiligten bestehen, sollten sie durch Nachrichtenflüsse zu zugeklappten Pools visualisiert werden. Auf diese Weise wird der gesamte Kommunikationsverlauf visualisiert.
Zergliedere den Prozess bei zu vielen Aufgaben Falls die Anzahl der Aufgaben in einem Prozess ungemein hoch ist, wäre eventuell eine Zergliederung des Gesamtprozesses in mehrere Unterprozesse mit jeweils wenigen Aufgaben sinnvoller.

Konventionen zum Layout

Konvention Erläuterung
Verwende Konnektoren um die Übersichtlichkeit zu bewahren Konnektoren sollte man nicht nur für das Zusammenfügen von Prozessteilen verwenden, die auf mehrere Seiten verteilt sind, sondern auch um eine übermäßige Überschneidung von Kanten zu vermeiden und die Übersichtlichkeit des Modells zu behalten.
Beschrifte Gateways und ausgehende Flüsse mit Fallunterscheidung Aus Verständnisgründen müssten neben Gateways mit einer Fallunterscheidung die Fragen, die für die Alternativwahl verantwortlich sind, in Form von Textanmerkungen platziert werden. Die Alternativen sind an jede der aus dem Gateway ausgehenden Kanten mit anzuheften.

Bezeichnerkonventionen

Konvention Erläuterung
Bezeichne Aufgaben in den Formen: Substantiv im Singular + Verb im Infinitiv bzw. Verb im Imperativ + Substantiv im Singular Der Bezeichner einer Aufgabe hat in der Regel die Formen: Substantiv im Singular + Verb im Infinitiv (Beispiel: Auftrag erfassen, Konto belasten usw.) bzw. Verb im Imperativ + Substantiv im Singular (Beispiel: Erfasse Auftrag, Belaste Konto usw.).
Bezeichne Ereignisse in der Form: Substantiv + Verb in Partizipform Ein Ereignisbezeichner sollte sich immer aus einem Substantiv im Singular und einem Verb in Partizipform zusammensetzen (Bestellung aufgenommen, Bilanzerstellung abgeschlossen usw.).
Führe ein Glossar für eine einheitliche Terminologie Es empfiehlt sich die Einführung und Pflege eines unternehmensweiten Glossars, um die Eindeutigkeit der Bezeichnungen für Aufgaben, Ereignisse und Teilprozesse zu gewährleisten.

Modellierungshaus

Quellen


Jakob Freund, Bernd Rücker : Praxishandbuch BPMN 2.0, Carl Hanser Verlag

prozessmodellierung/modellierungshaus/bpmn_2.0_modellierungskonventionen.txt · Zuletzt geändert: 2015/03/19 15:41 von 127.0.0.1